25. 01. 2013

Spiel-Film Kummer

Noobz

Ursprünglich auf Polyneux gepostet.

Mich regt nicht viel auf. Ich würde sogar von mir behaupten, dass ich ein sehr harmoniebedürftiges, sanftmütiges Wesen bin, das jedem seine Meinung gönnen will. Als ich jedoch gerade bei Amazon.com entdeckte, dass NOOBZ nächste Woche auf DVD erscheint, und dass dieser Film bislang ausschließlich 5 Sterne Bewertungen kassiert hat, begann es in meinem Innern zu brodeln… das war kein bloßes Unverständnis, das war boshaftester Hass. Ich fühlte mich zurückversetzt in einen Kinosaal, in dem ich vor einigen Monaten inmitten einer Horde lachender Menschen saß und leidend auf die Sitzlehne vor mir starrte. Damals lief NOOBZ im Rahmen des Fantasy Filmfests und war als DIE Komödie für Gamer angekündigt worden. Ein grausames Erlebnis, das ich bis heute versucht habe zu verdrängen.

Eigentlich war ich nach dem Festival optimistisch, dass der Film es garantiert nicht nach Deutschland schaffen würde. Die paar Besucher neben mir, die anscheinend Spaß hatten – pah! Die waren doch alle betrunken. Oder blöde. Eine Kinoauswertung blieb tatsächlich aus und bislang scheint keine deutsche DVD angekündigt zu sein. Ich fühlte mich sicher. Aber was, wenn nun jemand die amerikanische DVD importiert? Nicht auszudenken, wenn derjenige Opfer eines enttäuschenden Blindkaufs werden würde. Es ist an der Zeit, meinem Unmut Luft zu machen und der Welt da draußen zu sagen: Nur weil ich Videospiele mag, vergöttere ich nicht kritiklos jeden Schund, der mir als „Gamer-Komödie“ verkauft wird. Jawoll!

NoobzNOOBZ erzählt die Geschichte eines vier lustige Typen umfassenden Videospiele-Clans, der zu einem wichtigen (höhö) Turnier reist. Selbstverständlich stellt dieses die große Chance ihres Versager-Lebens dar. Weil man wohl selber bemerkt hat, dass das Durchschnittsalter der Schauspieler unrealistisch hoch ist (immerhin spielt der fast 40 jährige Jason Mewes die Hauptrolle), wurde ein kränklicher Teenie ins Team gepackt, der für allerlei Kranken- und Pubertätswitze herhalten muss. Wie es sich für diesen Prototyp der Roadmovie-Buddy-Komödie gehört, taucht außerdem eine Frau auf, deren Aufgabe es ist, die Freundschaft der Jungs auf eine harte Probe zu stellen. Letztendlich muss man sich zwischen Sieg und Freundschaft oder Liebe oder wasauchimmer entscheiden.

Was störte mich nun so sehr an diesem Film, dass ich das Verlangen habe, andere vor ihm zu warnen? Zum einen ist es für eine Komödie ungünstig, wenn sie mich nicht zum lachen bringt, sondern durchgängig langweilt. Zugegeben, ich konnte in den letzten Jahren allgemein immer weniger mit amerikanischen Filmkomödien anfangen, aber hier stimmt das Drehbuch einfach vorne und hinten nicht. Das Setting passt nicht. Es ist löblich, dass sich überhaupt jemand an die Gamer- und sogar E-Sports-Szene herantraut, aber hier wird Authentizität mit beeindruckender Ignoranz in die Tonne gekloppt. Ein paar Klischees, die das Mainstreampublikum kennt, werden breitgetreten, ohne dass man sich zur Vorbereitung mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Und damit meine ich, dass man zumindest ein echtes Videospiel gespielt hat. Natürlich soll man über sich und sein Hobby lachen können. Aber dafür muss es im Film ausgiebig genug behandelt werden. Und wer findet sich denn bitte in diesen Charakteren und dieser Story wieder? Es werden zwar so viele nerdig bedruckte Shirts getragen (Star Wars! Gamer!), dass der Eindruck entsteht, ThinkGeek hätte die Dreharbeiten mit seinen angestaubten Restposten gesponsert. Aber reicht uns das? Sind wir tatsächlich so leicht um den Finger zu wickeln, weil wir nach Aufmerksamkeit für unser Hobby gieren? Okay… wenn ich mir momentan meine Facebook oder Twitter Timeline ansehe, scheint der Anspruch an mediale Unterhaltung beim Durchschnittsdeutschen wirklich nicht sonderlich groß zu sein. Aber hier gibt es nicht mal einen Dschungel. Gewundert hätte es mich allerdings nicht, denn NOOBZ hätte auch an jedem anderen Ort spielen können. Das Turnier dient nur als Vorwand, um eine Story abzuspulen, die in dieser Form mindestens seit den frühen 90ern in Mittelklasse-Komödien wiederholt wird. Man hätte so viel mehr daraus machen können! Statt gelungener Gags über Gamer und Games müssen dieselben Schwarzen-, Fetten- und Schwulenwitze herhalten wie seit jeher. Sogar der obligatorische Besuch im Stripclub und wie Erwachsene fluchende Kinder mussten reingequetscht werden, weil den Drehbuchschreibern nicht genug einfiel, was sie an Videospielen lustig finden. Ich erinnere mich überhaupt nur an die Erwähnung von zwei Titeln: Frogger und Gears of War 3. Das war’s. Und ich wurde den Verdacht nicht los, dass Gears of War 3 nur deshalb so prominent eingebaut wurde, weil Microsoft dafür bezahlt hat. Wie man diesen Film ernsthaft als DIE Komödie für Gamer verkaufen kann, ist mir also schleierhaft – und wie das Gamer auch noch selber so sehen können erst recht. Es gibt in den Weiten des Internets so viele humorvolle Videos, Blogs und Podcasts über Videospiele, dass wir die Messlatte ruhig etwas höher legen können.

Darüber, dass die paar Videospielegags nicht viel hermachen, könnte ich hinwegsehen, wenn der Rest wenigstens lustig wäre. Aber wie gesagt hat man das Gefühl, das alles schon zu oft gesehen zu haben. Da helfen auch die Bemühungen der Darsteller wenig (Casper Van Dien hat mich immerhin ein halbes Mal zum Lachen gebracht). Und dann auch noch dieses Poster. Es tut mir ja Leid, noch einmal das Thema „Sexismus und Videospiele“ bemühen zu müssen, ich kann’s ja auch nicht mehr hören. Aber ein verächtliches Schnauben konnte ich mir nicht verkneifen. Lieber stelle ich mir sogar eine moralisch fragwürdige Büste zu einem halbwegs guten Spiel ins Regal, als mir ein dermaßen billiges Poster zu einem dermaßen billigen Film an die Wand zu hängen.

Ich mag Videospiele. Deshalb hasse ich diesen Film.

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