Vor einer Weile machte die Meldung die Runde, dass Wissenschaftler das ultimative Schwarz entwickelt hätten: Vantablack. Es schluckt quasi alles Licht, das das Pech hat, ihm zu begegnen, und dadurch wirken damit eingefärbte Objekte flach und wie aus einer anderen Dimension. Ein Tennisball wird zu einem schwarzen Loch. Das Internet war begeistert, als die ersten Fotos davon auftauchten, und auch Künstler wurden neugierig. Einer von ihnen, der britische Bildhauer Anish Kapoor, machte sich allerdings ziemlich unbeliebt, indem er sich für einen hohen Geldbetrag die exklusiven Nutzungsrechte im künstlerischen Bereich an der Farbe sicherte. Andere Künstler taten sich daraufhin zusammen und entwickelten ein Schwarz, das Vantablack möglichst nahe kommen, aber für jeden Hobbymaler erschwinglich sein sollte. Auch die Handhabung sollte einfacher und ungefährlicher sein. Inzwischen ist das Ergebnis in Großbritannien erhältlich: Black 2.0. Ach ja – jeder darf diese Farbe kaufen, außer Anish Kapoor. Da ich nicht Anish Kapoor bin, habe ich trotz hoher Versandkosten und langer Lieferzeit (die Nachfrage ist momentan sehr hoch) eine Flasche bestellt. Ich war nämlich ziemlich neugierig, wie schwarz dieses (zumindest für Privatanwender) angeblich schwärzeste Schwarz tatsächlich ist.
Vantablack vs Black 2.0
Was den Vergleich zwischen Vantablack und Black 2.0 angeht, sollte man fairerweise vorab dazu sagen, dass ersteres keine gewöhnliche Farbe ist, die man mal eben mit dem Pinsel aufträgt. Das Objekt muss in einem Labor unter wissenschaftlicher Aufsicht besprüht werden, die Farbe an sich ist giftig und nicht jede Oberfläche eignet sich für die Anwendung. Dazu kommt der aufwändige Herstellungsprozess und der damit verbundene Preis. Selbst wenn sich Anish Kapoor nicht die exklusiven Nutzungsrechte gekrallt hätte, wäre es für andere Künstler also nicht ohne weiteres möglich, mit Vantablack zu experimentieren. Das Foto rechts ist ein Beispiel von Surrey Nano Systems, dem Entwickler von Vantablack.
Black 2.0 hingegen kann wie normale Acrylfarbe verwendet werden, ist ungiftig (essen sollte man sie natürlich trotzdem nicht unbedingt) und kostet bloß so viel wie andere halbwegs hochwertige Künstler-Acrylfarben. Jedem sollte klar sein, dass eine solche Farbe nicht das selbe leisten kann, wie das legendäre Vantablack. Aber ist Black 2.0 zumindest das beste, was man sich als Normalsterblicher für sein Bedürfnis nach etwas mehr Dunkelheit leisten kann?
Der 3D Test mit Black 2.0
Erst einmal der Skulpturen-Test mit einem bemalten Spielzeugauto. Dieses Foto habe ich bei bewölktem Himmel auf der Fensterbank aufgenommen:
Das sieht auf den ersten Blick ziemlich enttäuschend aus. Vantablack lässt uns vor allem deshalb staunen, weil es dermaßen dunkel ist, dass es die Oberflächenstruktur eines damit bemalten Objekts nicht mehr erahnen lässt. Diesen Effekt kann Black 2.0 nicht bieten. Der Innenbereich und die Strukturen auf der Außenseite sind noch deutlich zu erkennen. Ich habe außerdem einen Edding daneben gelegt, weil dessen Kappe das schwärzeste Objekt war, das ich spontan auf meinem Schreibtisch finden konnte.
Black 2.0 hat das Auto zwar ziemlich schwarz eingefärbt, aber ich würde nicht sagen, dass das ein “ultimatives Schwarz” ist. Sein Versprechen, sehr matt zu sein, hält es aber ein. Egal wie man das Auto dreht und wendet, es reflektiert wenig Licht und das Schwarz wirkt immer gleichmäßig. Da kann z.B. der Edding mit seiner glänzenden Kappe nicht mithalten, denn seinen tiefen Schwarzton zeigt er immer nur an wenigen Stellen. Im Vergleich zu anderen matten, schwarzen Objekten, die ich griffbereit hatte, schnitt das Auto ziemlich gut ab.
Der 2D Test mit unterschiedlichen Farben
Nach dem verdunkelten Auto wollte ich wissen, wie sich Black 2.0 im direkten Vergleich mit anderen Schwarztönen auf Papier schlägt. Hierfür habe ich günstige No Name Wasserfarben, Künstler-Acrylfarben von Schmincke und Black 2.0 verwendet. Schmincke liegt preislich knapp unter Black 2.0 und es sind meine persönlichen Lieblings-Acrylfarben. Unter verschiedenen (natürlichen) Lichtverhältnissen sahen die drei Farben so aus:
Besonders auffällig ist wieder, dass Black 2.0 wie versprochen extrem matt ist. Egal wie man das Blatt Papier hält, der Lichteinfall hat auf diese Farbe die geringsten Auswirkungen. Die Schmincke Acrylfarbe refelektiert allerdings ziemlich stark, was jeder kennen dürfte, der schon einmal verzweifelt versucht hat, seine damit gemalten Bilder so zu fotografieren, dass es keine störenden Lichtflecken gibt.
Außerdem erkennt man bei Black 2.0 die Pinselstriche am wenigsten, obwohl ich alle drei Farben mit dem selben Pinsel gleich dick aufgetragen habe. Ich hatte dabei anfangs sogar noch das Gefühl, dass die Black 2.0 Striche stärker sichtbar wären, aber am Ende war das nicht der Fall.
Diese beiden Punkte führen dazu, dass Black 2.0 tatsächlich sein Geld wert ist, denn man erhält einen sehr gleichmäßigen Schwarzton, den weder Lichteinfall noch Pinselstriche aus der Fassung bringen. Das ist was Feines.
Allerdings sieht man auf dem Foto rechts unten, dass unter ganz bestimmten Lichtverhältnissen die Schmincke Acrylfarbe noch dunkler wirkt. Es geht also noch schwärzer, solange das Licht stimmt. Aber dann hat man mit dem Glanz zu kämpfen. Von diesen Beispielen schneidet Black 2.0 deshalb am besten ab, wenn man einen Schwarzton sucht, der unter unterschiedlichem Lichteinfall zuverlässig dunkel bleibt und nicht reflektiert.
Fazit
Black 2.0 macht vor allem interessant, dass es ein sehr matter Schwarzton ist. Wen also an anderen Acrylfarben nervt, dass sie zu sehr glänzen und dadurch aus den meisten Blickwinkeln nicht so schwarz wirken, wie sie eigentlich sollten, kann Black 2.0 ruhig ausprobieren. Der Aha-Effekt von Vantablack wird sich nicht einstellen, aber es ist eine sehr gute Farbe. Sie lässt sich genau so gut verarbeiten wie andere Acrylfarben. Aber zum Mischen würde ich sie trotzdem nicht verwenden, das wäre schließlich Verschwendung.
Und ja, Black 2.0 riecht nach Kirschen!