Wegen der gerade stattfindenden E3 lese ich regelmäßiger als sonst auf Videospiele-Newsseiten mit – und ich muss sagen, es macht keinen Spaß mehr.
Ich besitze nämlich unter anderem einen DS und eine Wii. Noch dazu bin ich weiblich, über 20, spielte “Animal Crossing”, mag keine Shooter auf Konsolen und zocke mit Freunden gerne Minigames. Man könnte mich also, wenn man nicht weiß, womit ich am PC meine Zeit verbringe, mit etwas bösem Willen in die Schublade der Casual Gamer stecken, jenem stinkendem, hirnlosem Gewürm, auf das unzufriedene Videospieler heutzutage ihre gesamte schlechte Laune projezieren. Das Böse hat einen neuen Namen.
Dabei war dieses Wort ursprünglich gar nicht so negativ belegt gewesen (und hat ursprünglich auch nicht zu mir gepasst, denn ich zocke gerne und viel): Als die Wii erschien, wollte Nintendo die Leute ansprechen, die sonst gar nicht oder nur gelegentlich spielen. Das hat geklappt, super Verkaufszahlen, hoch gelobte neue Spielkonzepte – alles könnte so schön sein. Aber dann rebellierten die alten Nintendo-Fans, die sich benachteiligt fühlten, als hätte ihre Mama sie wegen einem neuen Baby nicht mehr lieb. Alles was ihnen nicht gefiel wurde auf Nintendos Firmenpolitik geschoben. Angeblich würde es keine Spiele mehr für Hardcore-Gamer geben, nur noch für die Luschen unter den Zockern. Dass viele dieser Kinder ein Spiel höchstens auf mittlerem Schwierigkeitsgrad durch schaffen lasse ich jetzt mal außer acht, hauptsache hardcore = cool.
Egal was für Spiele angekündigt werden, sofort geht das Gemecker los: zu kindisch, zu bunt, zu simpel, zu kurz, also casual. Alles. Das verrückte daran ist, dass selbst Spiele nicht sicher sind, die man zu Gamecube Zeiten nie im Leben so bezeichnet hätte. Beim ersten “Animal Crossing” erinnere ich mich noch gut an die Reviews, in denen es als Nischenprodukt für Japan-Fans gehandelt wurde. Jetzt wird eine fast identische Version für die Wii angekündigt und sie wird als doofes Casual Game abgestempelt, ein Produkt für die breite Masse anspruchsloser Käufer und Hausfrauen. Was soll das bitte, merken die nicht wie sich selbst widersprechen?
Ich lese mir inzwischen Kommentare auf Videospieleseiten kaum noch durch, weil sie tatsächlich immer gleich ablaufen und von einer erschreckenden Kurzsichtigkeit zeugen. Ein Wii-Spiel wird angekündigt, ein, zwei Leute loben etwas daran- und dann ruft einer “Casual Game” und alle sind nur noch am mitmotzen. Denn sobald ein Spiel diesen Stempel aufgedrückt bekommen hat, kann ein 13 jähriges Hardcore-Kiddie es natürlich nicht mehr guten Gewissens mögen. Dass es für die Wii reihenweise hervorragende Spiele gibt, die nicht nur Spielspaß für wenige Minuten am Stück bieten, wird dabei ignoriert. Es gibt keine guten Wii Spiele, Punkt. Und dass Wii und DS von Anfang an keinen Wert auf die beste Grafik gelegt haben wird auch übersehen – die Kommentatoren zerpflücken trotzdem zuerst die Grafik und werden nicht müde zu bedauern, dass eine eventuell ebenfalls erschienene PS3 Version irgendwie besser aussieht. Welch eine Überraschung. Das konnte man beim Kauf der Konsole natürlich noch nicht ahnen.
Was ebenfalls grundsätzlich ignoriert wird, ist, dass Nintendo nicht alle Spiele für die Wii selber produziert. Das machen Sony und Microsoft auch nicht. So ziemlich jeder Titel von Nintendo selber erzielt super Bewertungen – aber dass Dritthersteller die Wii bisher noch stiefmütterlich behandeln, und aus dieser Ecke qualitativ minderwertige Spiele kommen, dafür können die Japaner nur bedingt etwas.
Übrigens: Neben “Casual Gamer” gibt es noch ein Wort, das verboten werde solle, weil es inzwischen traurigerweise zum Allzweck-Schimpfwort mutiert ist – “Fanboy”. Ich bin kein Fanboy, auch kein Fangirl, sondern eher ein Fanhasser. Ich hasse nämlich Fans von Videospieleseiten, egal um welche Konsole es geht. Sie können sich anscheinend nicht mehr über gute Titel freuen und begründete Kritik üben, sondern nur noch ihre schlechte Laune verbreiten. Bei Nintendo sind die Casual Gamer schuld an allem schlechten, bei Sony sind es die X-Box30 Spieler und umgekehrt. Ein Trauerspiel. Lang lebe der PC.
Und ich dachte immer, Spiele sollen einfach Spaß machen…
Ich hatte auch nie die Hysterie um Fanboys/Fangirls und Casual Gamers verstanden. Oder was bestimmte Konsolen und Spiele damit zu tun haben.
Gab es sowas schon zu NES-Zeiten? Atari 2600-Zeiten? Nintendo64-, PS1- oder Sega Saturn-Zeiten? Ich kann mich nicht erinnern.
Wenn ich also in einem Spieleforum ein Thema entdecke, welches solche unnütze Themen behandelt, schau ich mir das mittlerweile auch nicht mehr an, da mein Interesse nicht annähernd ausreicht.
Gut, die Wii darf man nicht mit den anderen Konsolen vergleichen. Andere Zielgruppe, andere Prioritäten. Man muss eben wissen, auf was man sich einlässt. Trotzdem muss man es einsehen: Die Zielgruppe, die Nintendo ansprechen will, sind eben die von dir so verhasste Schublade der Casual Gamers. Das kann man nicht abstreiten, das ist die offensichtliche Marketingstrategie. Die Spiele müssen (hauptsächlich) Familien- bzw. Partytauglich und leicht zu bedienen sein. Realismus spielt keine Rolle, denn es geht um den Fun. Und genau deshalb werden alle Spiele, die nach diesem Konzept erstellt werden, bei den Reviews auch genau in die gleiche Sparte geschoben (und das nichteinmal zu unrecht). Die Frage ist nur, ob man sich auch als Zocker mit diesem Konzept anfreunden kann, oder nicht; schliesslich gibt es zweifelsohne auch exzellente Spiele auf der Wii. Ich könnte das nicht, weil ich andere Prioritäten habe. Ich liebe gute Grafik und Realismus, und mein bevorzugtes Genre ist der Egoshooter. Ich kann mit Mario und Co. nichts anfangen; oder besser gesagt: Ich kann damit nur auf Partys bzw. bei Freunden was anfangen. Für zu Hause im Single Player brauche ich etwas anderes.
Find ich jetzt auch nicht okay, dass man wie du, weil du mit dem Konzept der Wii und den Spielen was anfangen kannst, gleich als Casual Gamer abgestempelt wird, allerdings finde ich das schon irgendwie verständlich, weil du da eher zur Minderheit gehörst. Das musst du dir wohl oder übel gefallen lassen. ;)
Aber immerhin hast du deinen Frust mal rausgelassen.^^
Oh, du hast mich da glaube ich etwas falsch verstanden… ich wurde nie als Casual Gamer bezeichnet und mich regen nicht die Casual Gamer an sich auf ;)
Mich regen die Leute auf, die jetzt alles “Casual Game” nennen was ihnen nicht gefällt, wodurch auf Spieleforen und Newsseiten zur Wii ständig dieses Thema vorherrscht. Klar gibt es viele Spiele für die Wii, die tatsächlich Casual Games im eigentlichen Sinne sind – aber es ist einfach auffällig, dass inzwischenvon den “Fans” alles querbeet so bezeichnet wird.
Ach so, ok.